3. Die Entwicklung des Kindes
3.1 Die ersten Wochen - Eltern werden
Wenn Paare Eltern werden, beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Durch Kinder wird das Leben spannender, bunter, mitunter fröhlicher und sie bringen eine Menge Veränderungen und Anforderungen mit.
Es gibt kein Patentrezept wie Sie als Familie mit den Veränderungen umgehen. Doch eines ist sicher, wenn es den Eltern gut geht, geht es oft auch dem Kind gut.
Wie alles Neue im Leben will auch das Elternsein gelernt werden. Niemand ist hierbei perfekt und jeder macht mal Fehler. So wie sich das Kind an unsere Welt erst langsam gewöhnt, so lernen auch Sie Ihr Kind immer besser kennen. Zu Anfang bestimmt das Baby seine Essens- und Schlafenszeiten selbst. Und auch die Windeln wollen gewechselt werden. Die Kleinen kennen noch keinen Unterschied zwischen Aktivsein am Tag und Schlafen in der Nacht, darum sind frisch gebackene Eltern oft am Ende ihrer Kräfte. Doch schon mit dem ersten Lächeln wird man für alles entschädigt – es lässt die ganzen schlaflosen Nächte sofort vergessen!
Jedes Kind ist einzigartig und entwickelt sich auf seine ganz persönliche Art und in seinem eigenen Tempo, auch wenn in den ersten Lebensjahren die Gemeinsamkeiten in der Entwicklung überwiegen.
Babys von sechs Monaten grapschen beim Füttern nach dem Löffel. Babys, die gerade anfangen zu krabbeln und sich an Tischen hochziehen,
stehen plötzlich frei und beginnen mit dem ersten Schritt. Die einzigen Unterschiede liegen im Zeitpunkt, wann das jeweilige Ereignis passiert.
Manche Kinder fangen schon mit elf Monaten das Laufen an, brauchen aber dafür länger, um ihre ersten Worte zu sprechen. Während andere Kinder schon mit anderthalb vor sich hin plappern, machen diese erst mit 20 Monaten die ersten Schritte.
Lassen Sie sich davon bitte nicht verunsichern, wenn andere Babys schon Dinge machen, an die Ihres noch gar nicht denkt!
Es kommt immer auf den Einzelfall und die Lebensumstände an. Ist es das erste Kind? Sind Geschwister da? Hat Ihr Kind viel Umgang mit Gleichaltrigen? Dies alles und noch viel mehr kann eine Rolle spielen (muss es natürlich nicht). Wichtig ist, dass Sie den passenden Weg für sich und Ihr Kind finden.
Das Wort „perfekt“ streichen Sie am besten aus Ihrem Wortschatz, wenn es um Kindeserziehung geht!
Denn Sie wissen ja: Alle Eltern machen mal Fehler!
Es wird bestimmt Tage geben, an denen Sie sich unsicher sein werden. Ihr Kind ist noch so klein und daher ständig auf Ihre Hilfe angewiesen. Wenn man müde und gereizt ist, ist das oftmals auch nicht so ganz einfach. Sie werden jedoch schnell lernen, Ihr Baby zu verstehen und zu erkennen, welche Bedürfnisse es gerade hat.
Auf den folgenden Seiten haben wir einige Informationen zum Thema „Entwicklung des Kindes“ für Sie zusammengestellt.
Die angegebenen Adressen und Telefonnummern sollen Ihnen helfen, bei entsprechenden Fragen oder Problemen die richtigen Ansprechpartner*innen in Schwelm und Umgebung zu finden.
Einen Anspruch auf Vollständigkeit können wir nicht erheben. Sollten Sie noch eine gute Adresse oder Nummer kennen, informieren Sie uns
gerne darüber.
3.3 Wie und womit spiele ich mit dem Baby?
Die ersten drei Monate
Von Geburt an gibt es richtig viel zu entdecken. Zuerst einmal sich selbst: Die eigene Wahrnehmung und alle Sinne (hören, sehen, tasten, schmecken und riechen).
Die Stimme und das Gesicht von den Eltern sind im frühen Säuglingsalter attraktiver als jedes Spielzeug! Lassen Sie das Baby Ihr Gesicht entdecken – im Abstand von etwa 20-25 cm und kommen sie zum Anfassen näher. Babys brauchen in den ersten 12 Monaten sehr viel Nähe, Zuneigung und Geborgenheit. Körper- und Hautkontakt machen glücklich und beruhigen. Davon kann es vor allem im ersten Lebensjahr nicht zu viel geben. Oft entspannt sich ein Baby schon, wenn es einfach nur den Herzschlag der Mutter hören kann, so wie es ihn im Mutterleib immer hören konnte. Ab ca. 2 Monaten, freut sich das Baby über eine Babymassage. Eine Babymassage fördert die Entspannung Ihres Kindes und kann schlaffördernd wirken. Hautkontakt stärkt das Immunsystem, baut Stress ab, fördert das Selbstbewusstsein und das eigene Körpergefühl - sowohl bei den Großen als auch bei den Allerkleinsten. Die sanfte Berührung stärkt die Eltern-Kind-Beziehung und das Baby fühlt sich wohl, geborgen und glücklich. Babys reagieren unterschiedlich auf die Massage, versuchen Sie also bewusst herauszufinden, was genau Ihr Baby mag und was nicht.
Beim Wickeln können Sie z.B. Babys Hände von außen streicheln, die Füße hin und her bewegen oder den Bauch anpusten.
Sprechen Sie mit Ihrem Baby und regen Sie es dazu an, sich nach einem Spielzeug oder nach Ihnen zu drehen. Unterstützen Sie Ihr Baby anfangs beim Drehen, damit kein Frust entsteht.
3.2 Ernährungsplan
Das Stillen
In den ersten Lebensmonaten eines Säuglings ist Muttermilch die beste Nahrung, sie unterstützt das noch unreife Immunsystem des Neugeborenen. Neben der optimalen Nährstoffzusammensetzung enthält sie auch Antikörper, die als Schutz vor Allergien/Infektionen dienen. Durch das Stillen entsteht außerdem eine enge emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind. Das Stillen können Sie so lange beibehalten, wie es Ihnen und Ihrem Kind gefällt.
Da der Geschmack der Muttermilch von der Ernährung der Mutter abhängt, ist das Kind später auf Breikost besser vorbereitet.
Säuglingsmilch
Wenn Mütter nicht stillen können oder möchten, ist das Füttern mit Säuglingsmilch aus dem Handel die einzig gute Alternative. Auch beim Füttern kann eine enge emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind entstehen. Auch hier erfährt das Kind Zuwendung und Trost. Durch Blickkontakt, Ansprache und Zärtlichkeit helfen Sie Ihrem Kind sich gut zu entwickeln.
Bei der Zubereitung ist es besonders wichtig, dass Sie sich an die Angaben auf der Verpackung halten:
- Die angegebenen Mengenverhältnisse beachten.
- Frisches Leitungswasser verwenden.
- Auf die richtige Trinktemperatur achten.
Für Neugeborene und allergiegefährdete Säuglinge stehen spezielle Produkte zur Verfügung.
Von der Eigenherstellung der Säuglingsmilch ist aus hygienischen und ernährungsphysiologischen Gründen dringend abzuraten!
Einen kostenlosen, intensiven Austausch zwischen stillenden und nicht stillenden Müttern bietet das Stillcafé des Helios Klinikum. Hier beantwortet eine Kinderkrankenschwester/ein Krankenpfleger Fragen rund um die Ernährung und Pflege Ihres Kindes.
02336 486032
jeden 2. und 4. Dienstag im Monat 11.00 - 12.30 Uhr
Die Veranstaltung ist kostenlos.
Breikost
Von der Milch zum Brei
Das Baby hat in den ersten Monaten nur Milch zu sich genommen und erst mit fünf/sechs Monaten ist sein empfindlicher Magen-Darm-Trakt ausreichend dazu entwickelt auch Gemüse, Obst, Fleisch oder Getreide in Breiform (eventuell gemischt mit etwas Öl) zu verdauen. Anzeichen dafür, ob das Baby bereit für den ersten Brei ist, sind:
- Das Baby kann (mit etwas Hilfe) aufrecht sitzen und seinen Kopf kontrolliert halten. Das ist wichtig, damit es sich nicht verschluckt.
- Es kann gezielt nach Gegenständen greifen und diese zum Mund führen.
- Es öffnet den Mund, wenn der Löffel sich nähert und zeigt durch Ablehnung der angebotenen Nahrung an, wenn es satt ist.
- Es zeigt Interesse an Ihrem Essen.
Der Zeitpunkt für den Breikoststart ist ganz individuell und liegt zwischen dem 5. und 7. Monat.
5. bis 7. Monat: Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei
(oder Gemüse-Kartoffel-Getreide-Brei)
Der Start in die Beikost beginnt mit einigen Löffeln fein püriertem, reinen Gemüsebrei. Besonders gut sind Gemüsesorten wie Karotte, Kürbis oder Pastinake geeignet. Zum Füttern sind Plastiklöffel am besten geeignet. Mit kleinen Portionen beginnen und diese dann täglich steigern. Wenn das Baby das Gemüse akzeptiert und gut verträgt, kann dem Brei nach einer Woche eine gegarte Kartoffel und ein Esslöffel Rapsöl hinzugefügt werden. In der dritten Woche kommen zusätzlich 30 Gramm mageres Fleisch und 1,5 Esslöffel Obstsaft dazu, der dafür sorgt, dass das Eisen aus der Nahrung besser vom Körper aufgenommen wird. Nach etwa vier Wochen sollte dann die gesamte Mittagsmahlzeit durch Brei ersetzt sein.
6. bis 8. Monat: Milch-Getreide-Brei:
Die Nachmittags- oder Abendmahlzeit kann nun mit dem Milch-Getreide-Brei ersetzt werden. Für das Grundrezept werden zwei bis drei Esslöffel Vollkorngetreide mit 200 ml warmer Vollmilch, Muttermilch oder Kindermilch zubereitet und mit etwas Obstpüree oder -saft ergänzt. Der Milch-Getreide-Brei wird klassischerweise Abends gefüttert, da er besonders lange sättigt.
7. bis 9. Monat: Getreide-Obst-Brei:
Für die Zubereitung des Getreide-Obst-Breis zwei bis drei Esslöffel Vollkorngetreide mit 100 ml kochendem Wasser vermengen und anschließend etwas abkühlen lassen. Dem Basisbrei kann etwas Rapsöll und 100 Gramm Obstpüree ganz nach Geschmack des Kindes hinzugefügt werden. Wenn das Kind älter wird und sich schon gut an die Beikost gewöhnt hat, kann der Brei immer stückiger werden. So lernt es verschiedene Konsistenzen kennen und kann langsam das Kauen üben, bevor es an den Familienmahlzeiten teilnimmt.
Ab dem 8. Lebensmonat kann das Kind schon an das Trinken aus einem kindgerechten Trinkbecher gewöhnt werden. Es eignet sich Mineralwasser ohne Kohlensäure oder abgekochtes Leitungswasser. Auf gesüßte Tees oder Säfte sollte verzichtet werden.
10. bis 12. Monat: Übergang zur Familienkost
Das Kind kann immer mehr am Familientisch mitessen. Indem es gemeinsam mit den Großen isst, lernt es von Anfang an das gemeinsame Essen mit der Familie kennen und gewöhnt sich an regelmäßige Mahlzeiten. Im Prinzip kann Ihr Kind von Anfang an alles mitessen, was auf den Tisch kommt – milder gewürzt und natürlich in kindgerechten Portionen. Das „Spielen“ mit dem Essen gehört zum Lernen dazu. Geben Sie Ihrem Kind einen eigenen Löffel in die Hand, damit es auch, wenn mal was daneben geht, üben kann. Auf einige Lebensmittel sollte im ersten Lebensjahr jedoch noch verzichtet werden:
- Rohmilch
- Rohe Eier
- Honig
- Salz
- Salat
- Nüsse, kleine Beeren und andere Lebensmittel, an denen sich Ihr Kind leicht verschlucken kann
- Zuckerzusätze (auch in Form von Maltose, Dextrose, Fructose und Maltrodextin)
- Bindemittel und Geschmacksstoffe
- Schokolade und Kakao
- Joghurt, Quark und andere Milchprodukte (Kuhmilch sollte im ersten Jahr nur für die Zubereitung von Brei verwendet werden, eine größere Menge könnte durch den hohen Eiweißgehalt die Nierenfunktion des Kindes beeinträchtigen)
Dieser Ernährungsplan eignet sich auch bei allergiegefährdeten Säuglingen.
Sie als Eltern können entscheiden, ob Sie die Breikost selbst zubereiten oder auf fertige Produkte aus dem Handel zurückgreifen möchten.
Mehr Informationen über die individuelle Ernährung Ihres Kindes erhalten Sie bei Ihrem Kinderarzt/Ihrer Kinderärztin und Ihrer Nachsorgehebamme.
Zur Orientierung für die optimale Ernährung des Babys bietet das Bundeszentrum für Ernährung Empfehlungen für die Ernährung im ersten Lebensjahr an.
www.gesund-ins-leben.de
Spezielle Auskunft erteilt auch das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Bochum:
www.klinikum-bochum.de
0234 5092615
Babys gefällt eine lebendige Umgebung, dazu viel Körperkontakt, Ansprache, Zärtlichkeit und Schutz. Die Eltern sind der wichtigste Bezug!
Die richtigen Anregungen geben:
- Mobile über dem Wickeltisch.
- Greifringe, erste Rasselspielzeuge.
- Weiche Stoffspielwaren.
- Spieluhr über dem Bett.
Ab dem vierten Monat:
Langsam und empfindsam entwickelt sich Ihr Baby vom Schauen zum Greifen. Es nimmt alles in den Mund, speichelt es ein und saugt daran. Daher lassen Sie Ihr Baby nur Dinge erforschen, die es greifen, aber nicht verschlucken kann.
Bieten Sie ein Spielzeug an und bewegen Sie es hin und her. Dadurch wird das Baby angeregt, sich zu bewegen und zu drehen. Die Feinmotorik des Babys entwickelt sich in erster Linie durch Übung.
Nach ungefähr drei Monaten können Babys fast alle Farben wahrnehmen, besonders kräftige Farben wie Rot oder Violett, erkennen klare Farben und Formen und reagieren auf Gesichter.
Es erfreut sich an Fingerspielen wie z. B. „Vögelchen“ anfliegen und in Babys Hände landen lassen.
Geräuschspiele fordern zum Nachahmen auf:
Papier zerknüllen, raschelnder Stoff, Reis in einer Dose, sanftes Händeklatschen und vieles mehr. Besonders Singen oder Summen von Liedern oder Fingerreimen begeistern Babys. Beim Wickeln, beim Stillen, zum Einschlafen, wann immer es geht. Wiederkehrende Melodien geben dem Baby ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Außerdem haben gesungene oder gesummte Töne eine beruhigende Wirkung oder machen einfach Spaß.
Wichtig: Geben Sie ihm nichts, was laute Quietsch-, Knall- und Knackgeräusche macht, lassen Sie keine lauten oder gar lärmenden Sachen in seine Nähe und nie direkt ans Ohr. Das Gehör könnte dadurch nachhaltig geschädigt werden!
Ab dem siebten Monat:
Integrieren Sie das Kind in den Alltag. Geben Sie ihm ungefährliche Gebrauchsgegenstände zu entdecken. Bieten Sie Abwechslung zwischen Toben und ruhigem Spiel.
Gegenstände werden nun noch genauer erforscht. Ihr Baby wird Spaß daran haben:
- Verstecktes zu entdecken (z. B. Schlüssel unter der umgedrehten Dose)
- Gegenstände in Becher und Töpfe zu stecken und wieder rauszuholen
- Töne und Geräusche auszulösen (z. B. an der Spieluhr ziehen)
- Flieger zu spielen; Halten Sie Ihr Baby eng am Körper und bewegen es rauf und runter. Dabei in die Augen schauen, langsam starten
- Papier zu zerknüllen und zu zerreißen
Fühlbücher gefallen schon den ganz Kleinen, da dabei mehrere Sinne angesprochen werden. Ein ganz besonderes Bilderbuch können Sie auch für Ihr Baby gestalten, wenn Sie Fotos von Verwandten laminieren und mit dickem Band zusammenbinden.
Ab dem zehnten Monat:
Schaffen Sie Ihrem Kind Platz zum Robben, Krabbeln und Laufenlernen! Räumen Sie die Wohnung vorübergehend kindgerecht um.
Es soll sich ausbreiten und die Welt entdecken können. Kinder lernen schnell, indem sie andere nachahmen! Wenn Sie wie ein Hund krabbeln und dabei bellen, wird Ihr
Kind Ihnen hinterher krabbeln. Rollen Sie Ihrem Kind im Sitzen einen Ball zu, wird es versuchen, ihn zu halten und zurückzugeben. Winken Sie Ihrem Kind, es wird zurück winken. Die Kinder freuen
sich nun über:
- Spielzeug zum Nachziehen und Schieben
- Erste Sandkastenutensilien und Wasserspielzeug
- Große Bauklötze
- Einfache Steckspiele
- Schlag- oder Klangspielzeuge
- Einen Ball
- Erste reißfeste Bilderbücher
Fazit:
Eine Mischung aus Beschäftigung und Ruhepause ist genau das Richtige.
Oft reicht es dem Baby auch, einfach nur „dabei“ zu sein.
Sagen Sie Ihrem Baby, was Sie mit ihm machen und schauen Sie es dabei an.
Spielen Sie jeden Tag mit Ihrem Baby - Sie sind das beste Spielzeug.
Bespielen Sie das Baby nicht, achten Sie auf seine Reaktion.
Alles, worauf Ihr Baby reagiert, gehört zur „Entwicklungshilfe“!
Haushaltssachen sind wunderbare Spielsachen, wenn sie ungefährlich sind.
Überfordern Sie Ihr Baby nicht.
Zum Spielen sollte das Baby ausgeschlafen und nicht hungrig sein.
Vergessen Sie „pädagogisch wertvoll“.
Nähe und Körperkontakt ist wichtig. Austausch und Anregungen bekommen Sie in Eltern-Kind Spielgruppen.
Informationen gibt es bei:
Angebote in der Elternschule des HELIOS Klinikums Schwelm z.B. Babymassagekurse, PEKIP, Babyschwimmen usw.
02336 480
Katholische Erwachsenen- und Familienbildung in Bochum
Am Bergbaumuseum 37, 44791 Bochum
0234 9508911
PEKIP e.V. Internet: www.pekip.de
3.4 Spielzeug - Was ist sinnvoll?
Die wichtigste Regel zum Thema Babyspielzeug kaufen lautet: Nicht zu viel und weniger ist mehr. Große Mengen von Spielsachen überfordern, langweilen und frustrieren Ihr Kind.
Beurteilen Sie Spielzeug nicht nur nach Aussehen, eigenen Wünschen oder dem Preis. Fördern Sie die Kreativität Ihres Kindes, überfordern Sie es jedoch nicht mit Spielzeug, für das es noch zu jung ist und das es noch nicht begreifen kann.
Das Spielzeug sollte dem Alter des Kindes entsprechen und hohe Qualität in Material und Sicherheit besitzen.
Achten Sie besonders bei Spielzeug für Säuglinge und Kleinkinder auf natürliche Materialien, die sehr gut verarbeitet und ungiftig sind. Die Sicherheitsanforderungen für Spielzeug sind nach dem deutschen Geräte- und Produktsicherheitsgesetz festgelegt. Achten Sie auf das CE - und GS-Prüfzeichen.
Vergessen Sie nicht, im ersten Jahr lernt Ihr Kind nicht durch Belehrung. Vielmehr ahmt es Sie nach, auch beim Spielen. Wenn Sie ein Spielzeug kaufen, sollten diese 3 Fragen alle mit JA beantwortet werden:
- Ist es ungefährlich?
- Kann ich es leicht reinigen?
- Ist mein Kind alt genug dafür?
In Hände von Babys darf kein Spielzeug das:
- Spitz, scharf, zerbrechlich oder scharfkantig, aus Blech oder Glas ist.
- Spielzeug, an dem sich Ihr Baby die Finger einklemmen kann.
- Spielzeug, mit dem es sich strangulieren kann wie z. B. Kordeln.
- Spielzeug, das beim Lutschen die Farbe verliert.
-
Plüschtiere oder Puppen, die Augenknöpfe und Perlen besitzen oder fusseln.
3.6 Meilensteine Sprache
Kinder erlernen das Sprechen in den ersten zwei Lebensjahren. Sie kommunizieren mit ihren Eltern von Anfang an. Trotzdem ist es ein echter Höhepunkt, wenn ein Baby die ersten verständlichen Worte spricht. Manche Kinder lernen schon früh zu sprechen, andere lassen sich damit Zeit.
ca. 1-3 Monate:
Das Baby tritt über sein Schreien mit Ihnen in Kontakt und trainiert seinen Stimmapparat. Schon bald beginnt es, seine Zunge, Lippen und den Gaumen zu benutzen, um damit Geräusche zu machen.
ca. 4-6 Monate:
Das Kind lallt nun. Es experimentiert mit Mund, Stimme und Zunge, die Laute werden immer vielfältiger. Vielleicht kann es quietschen und brabbelt auch schon mit Ihnen.
ca. 6-10 Monate:
Ihre sprachliche Anregung wird nun sehr wichtig für Ihr Kind. Über das Wahrnehmen und Nachahmen von Lauten entwickelt sich das Sprachverständnis. Sprechen Sie in seiner Gegenwart möglichst normal. Ihr Kind lallt („lalala“ oder „dadada“) und brabbelt alles nach. Namen von alltäglichen Gegenständen wie Löffel oder Ball kann Ihr Kind verstehen.
ca. 11-12 Monate:
Ihr Kind lallt nun ganze „Sätze“ und bildet Silbenketten. Loben Sie Ihr Kind nach seinen Lallmonologen, entnehmen Sie ein einzelnes Wort, wiederholen Sie dieses und zeigen Sie Ihrem Kind Ihre Freude, wenn es das Wort nochmals wiederholt. Durch Ihre Ermutigung und Verstärkung erfährt Ihr Kind, dass bestimmte Lautäußerungen eine Bedeutung besitzen. Vielleicht entlocken Sie Ihrem Kind so noch vor seinem ersten Geburtstag ein bedeutungsvolles „Mama“/ „Papa“. Aber haben Sie Geduld.
ca. 12-18 Monate:
Durch Nachahmung, Lob und Verstärkung erlernt Ihr Kind bis zum 18. Monat ungefähr 10 weitere Wörter. Meist benutzt es Anlautwiederholungen für bestimmte Dinge wie „Mimi“ für Milch oder „Deidei“ für Dreirad. Aufforderungen und Gebote/Verbote versteht das Kind vor allem in Verbindung mit einer entsprechenden Mimik, Gestik und Tonlage.
ca. 19-24 Monate:
Gegen Ende des zweiten Lebensjahres besitzt das Kind einen Wortschatz von etwa 200 Wörtern. Vielleicht beherrscht es Zwei-Wort-Sätze.
ca. 25-30 Monate:
Das Sprechen selbst ist meist noch undeutlich und wird nur von nahen Bezugspersonen richtig verstanden. Ihr Kind reiht mehr als zwei Wörter aneinander, wobei es Regeln des Satzbaus nicht beachtet. Das Sprachverständnis des Kindes ist soweit entwickelt, dass es alles auf seinem Niveau Gesprochene versteht.
ca. 30-36 Monate:
Das Kind beginnt durch ständige Fragen sein Wissen über sich und die Welt zu erweitern. Die Aussprache ist auch für fremde Menschen zu
verstehen.
3-6 Jahre:
Gelegentlich kann es zu altersgemäßen Sprachstörungen kommen, die jedoch nicht länger als sechs Monate andauern sollten. Sprechen Sie Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung Ihres Kindes bei Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin auf jeden Fall an. Tauschen Sie sich mit anderen Eltern oder Erzieher*innen aus.
Mit sechs Jahren umfasst der Wortschatz Ihres Kindes 23.000 Wörter, es benutzt selbst etwa 5.000 Wörter. Ihr Kind spricht in komplexen Sätzen und kann über Erlebnisse erzählen.
Regen Sie weiter den Spaß am Lesen an. Denn die Sprachentwicklung Ihres Kindes ist erst zwischen dem siebten und neunten Lebensjahr abgeschlossen.
Vorlesen ist das Mittel der Wahl.
3.7 Meilensteine: Motorik
Kinder entwickeln ihre Beweglichkeit in einer großen zeitlichen Spannbreite und auf sehr unterschiedliche Weise. Die meisten Kinder lernen das freie Gehen über Krabbeln, Robben, Kriechen, auf allen Vieren laufen. Andere lassen diese Zwischenstufen einfach aus und einige Kinder entwickeln ihre ganz eigene Art der Fortbewegung. Auch was den Zeitpunkt betrifft, zeigen sich enorme Unterschiede: Manche Kinder beginnen schon früh mit dem freien Sitzen, andere tun dies erst sehr viel später.
Viele Kinder durchlaufen innerhalb weniger Monate mehrere Entwicklungsschritte der Körpermotorik fast nebeneinander, andere tun dies wohlgeordnet Schritt für Schritt. Aber alle Kinder in unserem Kulturkreis, die sich normal entwickeln, können schließlich mit zehn Monaten frei sitzen.
Um zu erkennen, ob Ihr Kind sich gut entwickelt, ist es wichtig sich den typischen Verlauf der motorischen Entwicklung immer wieder vor Augen zu halten. Dazu bieten Entwicklungstabellen neben der regelmäßigen U-Untersuchung eine gute Orientierungshilfe, um abzulesen, ab wann frühestens oder spätestens ein Entwicklungsschritt beginnt.
Informationen hierzu finden Sie auch im Internet z.B. unter: www.kindergesundheit-info.de
1. Monat:
Ihr Baby kann aus der Bauchlage heraus sein Köpfchen kurz anheben. Es versucht Blickkontakt aufzunehmen. Das Baby nimmt
Geräuschquellen wahr und es versucht Gegenstände zu verfolgen.
2. Monat:
Die Embryohaltung des Säuglings verflüchtigt sich allmählich und er beginnt mit Armen und Beinen zu strampeln. Das Baby hält Blickkontakt – es findet nichts faszinierender als das Gesicht seiner Eltern. Achtung: Lassen Sie Ihr Baby niemals unbeaufsichtigt auf Bett, Sofa oder Wickeltisch liegen. Es besteht auch jetzt schon eine große Sturzgefahr!
ca. 3 Monate:
Ihr Baby liegt in Bauchlage auf den Unterarmen und kann sich schon ca. eine Minute mit angehobenem Kopf einen Überblick verschaffen. Mit der Unterstützung der Eltern hat es in Sitzposition die Fähigkeit, den Kopf nach rechts und links zu drehen. Es führt die Hände zusammen und betrachtet diese als spannendes Spielzeug.
ca. 4 Monate:
Die Bauchlage funktioniert prima. Das Baby kann Gegenstände erkennen, danach greifen und festhalten. Es kann sie drehen, von allen Seiten betrachten und zum Mund führen.
ca. 5 Monate:
In der Bauchlage dienen die geöffneten Hände als Stütze, die Brust wird schon mit angehoben. Ihr Baby rollt von der Rückenlage in die Seitenlage. Wenn Sie Ihr Kind zum Sitzen aufrichten, versucht es sich weiter aufzurichten und auszubalancieren.
ca. 6 Monate:
Aus der Bauchlage rollt Ihr Kind auf den Rücken. In der Rückenlage versucht Ihr Kind seine Zehen zu greifen und mit diesen zu spielen. Gegenstände werden von der einen in die andere Hand genommen. Spielzeug und Bilderbücher werden nun immer interessanter.
ca. 7 Monate:
In Bauchlage genügt eine Hand zum Abstützen, mit der anderen kann das Kind nach dem Spielzeug greifen. Die Füße gelangen nun schon in den Mund. Wenn Sie Ihr Kind aufrichten, geht es in die Hocke und versucht sich abzustoßen. Achtung: Ihr Kind wird mobil und beginnt sich zu rollen!
ca. 8 Monate:
In Bauchlage stützt Ihr Kind sich auf den Händen ab und versucht sein Gesäß anzuheben. Es beginnt zu robben und sich an Möbelstücken in kniende Stellung hochzuziehen. In sitzender Position stützt sich das Baby zu den Seiten hin ab. Spielzeug wird beidhändig bearbeitet. Das Kind beginnt mit der Hand zu essen und aus einer Tasse zu trinken.
ca. 9 Monate:
Ihr Kind sitzt frei und selbstständig. Es beginnt sich in kriechender, robbender oder ähnlicher Art und Weise fortzubewegen. Wenn Sie es auf die Füße stellen, wird die gesamte Fußsohle belastet. Die Trinktasse möchte Ihr Kind nun alleine halten. Spielzeug wirft das Kind absichtlich (zum Beispiel aus dem Kinderwagen) und lässt es sich immer wieder aufheben. Spielen Sie mit!
ca. 10 Monate:
Ihr Kind „steht“ auf allen Vieren. Es setzt sich nun aus der Bauchlage allein hin. An Ihrer Hand bzw. an Möbelstücken kann es längere Zeit stehen. Vorgemachte Gesten und Gebärden werden nahezu perfekt nachgeahmt. Das Kind kann Daumen und Zeigefinger zusammenführen.
ca. 11 Monate:
Das Baby krabbelt nun wohin es möchte und zieht sich sicher in den Stand. Es macht unsichere Schritte an der Hand oder an Möbeln entlang.
ca. 12 Monate:
Ihr Kind setzt sich nun mühelos hin. Wenn es an einer Hand festgehalten wird, kann es mit der anderen Hand schon Gegenstände vom Boden aufheben, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Vielleicht macht Ihr Kind um seinen ersten Geburtstag herum die ersten Schritte allein.
ca. 13-15 Monate:
In dieser Zeit wird das Laufen sicherer. Das Kind beginnt Bauklötze übereinander zu stapeln und kann Bälle rollen.
ca. 16-18 Monate:
Treppen werden auf allen Vieren erklommen. Wenn das Kind an der Hand gehalten wird, kann es die Stufen hinauf- und hinabsteigen. Beim Laufen kann das Kind Spielzeug tragen oder hinter sich herziehen. Mit den Bauklötzen baut es schon kleine Türme und Bilderbücher werden aufmerksam betrachtet. Ihr Kind trinkt selbstständig aus der Tasse und kann alleine mit dem Löffel essen.
ca. 19-24 Monate:
Etwa mit 18 Monaten kann Ihr Kind mit recht gleichmäßigen Schritten gehen und laufen, rückwärts gehen und fällt nur noch selten hin. Mit Festhalten kann es auch Treppen erklimmen.
ca. 25-30 Monate:
Mit zweieinhalb Jahren kann das Kind mit beiden Beinen vom Boden hochspringen.
ca. 30-36 Monate:
Mit drei Jahren kann das Kind Treppen mit je einem Fuß pro Stufe bewältigen.
3-6 Jahre:
In den kommenden Monaten/Jahren kommen weitere Bewegungsmuster wie Klettern, Dreirad und Roller fahren oder Seilspringen hinzu.
3.8 Das Zahnen
Wenn sich das Zahnen anbahnt, kann für Ihr Baby und Sie eine unangenehme Zeit beginnen. Geschwollenes Zahnfleisch macht dem Baby zu schaffen – es juckt und tut weh. Ihr Kind wird unruhiger, schläft schlechter, quengelt mehr als gewöhnlich. Manchmal bekommt es Fieber. Als Eltern brauchen Sie jetzt noch mehr Geduld als sonst.
Schon lange vor dem Zahndurchbruch kann es zu vermehrtem Speichelfluss oder auffallend roten Bäckchen kommen. Manche Babys stecken ständig die Fäustchen in den Mund, wenn sie zahnen.
Der Zeitpunkt des Zahnens ist sehr unterschiedlich. Einige Kinder scheinen bereits mit Zähnen auf die Welt zu kommen, andere kriegen sie erst im Alter von einem Jahr. Die ersten Zähnchen zeigen sich normalerweise im Alter von ca. 6 Monaten im Unterkiefer. Mit einem Jahr hat das Baby durchschnittlich sechs Zähne. Im Alter von zweieinhalb Jahren sind fast alle Milchzähne durchgebrochen. Die Kinder haben dann ihr erstes vollständiges Gebiss mit 20 Zähnen.
Achtung: Bedenken Sie, dass nicht jedes Unwohlsein und Fieber Ihres Kindes mit dem Zahnen zusammenhängen muss. Im Zweifelsfall fragen Sie lieber den Arzt oder die Ärztin!
Hat Ihr Baby offensichtlich Schmerzen beim Zahnen, kann ein gekühlter Beißring Linderung geben. Diese Ringe werden als sehr angenehm empfunden, es gibt sie in Apotheken oder Drogerien. Auch ein festes Stück Obst/Gemüse kann helfen. Grundsätzlich lindert das Herumkauen auf einem festen Gegenstand, z.B. auf einer harten Brotrinde oder gekühltes Obst oder Gurkenscheibe, den Kieferdruck.
In vielen Fällen hilft ein Kamillen- oder Salbeitee. Tragen Sie ihn mit einem Wattestäbchen auf die schmerzende Schleimhaut auf.
Ein Waschlappen mit kaltem Wasser oder auch mit kalten Kamillentee getränkt, eignet sich auch sehr gut als Zahnungshilfe für das Baby. Der Waschlappen sollte aber regelmäßig ausgetauscht werden. Zum einen, damit wieder ein frischer kühler Lappen da ist wenn man ihn braucht und zum anderen, wegen der Keime, die sich bei Feuchtigkeit auch schnell vermehren. Waschlappen kann man, gerade mit Baby, so oder so nie genug haben.
Jedes Kind ist anders und jedes Kind braucht andere Maßnahmen zur Schmerzlinderung. Wenn die Hausmittel nicht ausreichen findet sich in Apotheken ein reichhaltiges Angebot von rein pflanzlichen Mitteln (wie Veilchenwurzel) über homöopathische Mittel (wie z.B. Osanit- Globuli) bis hin zu konventionellen Mitteln (wie Dentinox u.s.w).
Sobald Ihr Baby den ersten Zahn hat, sollten Sie es mit einer ersten Zahnbürste vertraut machen. Zahnpasta sollte man erst benutzen, wenn das Kind sie auch ausspucken kann und dies auch auf Anweisung tut.
Die gefürchtete „Flaschenkaries“ kann vermieden werden, indem Sie Ihr Kind gar nicht erst an Säfte gewöhnen, sondern ungesüßten Tee/Wasser zu trinken geben.
Mit Beginn des dritten Lebensjahres sollte sich Ihr Kind mit Ihrer Hilfe Morgens und Abends selbst die Zähne putzen. Doppelt Spaß macht es, wenn Sie sich beide gleichzeitig die Zähne putzen, dadurch wird die tägliche Zahnpflege zu einem Kinderspiel und zur Selbstverständlichkeit.
Das Kind sollte von klein an mit zu Zahnarztbesuchen genommen werden, damit es die Geräusche und Gerüche kennen lernt.
Mehr dazu unter: www.zahn.de
3.9 Wie viel Schreien ist normal?
Ein Baby kann sich nicht anders ausdrücken und schreit was das Zeug hält. Lassen Sie Ihr Baby entgegen aller Ratschläge nicht „einfach mal“ schreien. Sobald das Kleine merkt, dass auf sein Schreien reagiert wird und es nicht immer lange brüllen muss, bis jemand kommt, lässt die Intensität und Dauer des Schreiens nach. Wenn Ihr Baby weint und schreit, will es Sie keinesfalls zu einem bestimmten Verhalten „zwingen“. Schreien ist immer ein „Hilferuf“ nach Unterstützung und bedeutet, dass Ihr Baby Sie braucht:
In den ersten drei Monaten schreit ein Kind meist:
- Weil es hungrig ist
- Weil es müde ist und nicht zur Ruhe findet
- Weil es eine frische Windel braucht
- Weil es Zuwendung möchte
Ein wenige Wochen altes Baby ist bereits in der Lage, sein Schreien je nach Anlass – beispielsweise Hunger oder Müdigkeit – zu variieren. Schon bald werden Sie wahrscheinlich gelernt haben, die verschiedenen Schreiarten Ihres Kindes (Hunger-, Schlaf- und Zuwendungsschreien) zu unterscheiden.
Mit Schreien kann Ihr Kind aber auch mitteilen, dass:
- Es zu wenig Anregung bekommt und sich langweilt.
- Es überfordert ist und signalisiert, dass es tagsüber einfach zu wenig Schlaf erhält. Gerade Säuglinge geraten schnell an die Grenze dessen, was sie verkraften können, und reagieren dann oft überreizt und quengeln und schreien.
- Sich Ihr Kind körperlich unwohl fühlt und ihm vielleicht etwas wehtut.
Keine Angst vorm Verwöhnen!
In den ersten Lebensmonaten helfen Sie Ihrem Kind am besten, je zuverlässiger und einfühlsamer Sie auf Ihr Kind eingehen. Damit verwöhnen Sie keines keinesfalls Ihr Kind, sondern Sie unterstützen Ihr Baby sich in seinem Körper wohlzufühlen und sich selbst zu beruhigen. Die Erfahrung zeigt, Babys die von Anfang an schnell beruhigt werden, schreien in der Regel in den kommenden Wochen weniger.
Erst wenn Ihr Kind älter, etwa ein halbes Jahr alt, ist, kann durch zu schnelles und zu häufiges Eingehen auf das Schreien ein Gewöhnungseffekt eintreten, der zu vermehrtem Schreien führt.
Schenken Sie jedem Schreien Beachtung.
Reagieren Sie deshalb möglichst sofort. Versuchen Sie herauszufinden, was die Ursache für das Unbehagen Ihres Babys ist, es zu trösten und zu beruhigen.
Wenn Ihr Kind ohne ersichtlichen Grund schreit:
Nehmen Sie es nicht gleich beim ersten Schreien hoch. Manchmal genügt auch der Blickkontakt mit Ihnen, beruhigendes Zureden oder sanftes Schaukeln, damit es sich
wieder beruhigt.
Wenn Ihr Baby viel und heftig schreit:
Denken Sie daran, dass Ihr Baby sehr zerbrechlich ist. Schütteln Sie es niemals in der verzweifelten Hoffnung, es damit ruhig zu bekommen. Hals und Kopf Ihres Babys sind sehr verletzlich. Schon ein kurzes Schütteln kann schwere gesundheitliche Schäden verursachen und sogar zum Tod des Babys führen.
Geben Sie Ihrem Kind nie Medikamente zur Beruhigung
Wenn das Schreien zur Belastung wird, Ihnen zudem der Nachtschlaf fehlt, ist es verständlich, wenn Sie nervös werden und sich seelisch und körperlich „am Ende“ fühlen.
Suchen Sie rechtzeitig Hilfe, wenn Sie das Gefühl haben, Sie verkraften das Schreien nicht mehr.
Sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin darüber. Suchen Sie Beratungsstellen speziell für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern auf.
Wichtige Anlaufstellen finden Sie auch im Kapitel Notrufnummern.
3.10 Wie viel Schlaf benötigt mein Kind?
Auch beim Schlafen ist jedes Baby anders und so dauert es unterschiedlich lang, bis Babys einen Tag-Nacht-Rhythmus entwickeln. In der ersten Lebenszeit, in denen sich ein Kind „in die Welt einfindet“, muss es seinen Rhythmus zwischen Hunger und Sattsein, Schlafen und Wachsein erst noch entwickeln. Vor allem in den ersten drei Monaten braucht Ihr Baby einen engen Körperkontakt, um Ihre Nähe zu spüren und sich sicher und geborgen zu fühlen. Es braucht die Erfahrung, dass seine Signale verstanden und seine Bedürfnisse verlässlich befriedigt werden. Vermitteln Sie Ihrem Baby das Gefühl von Nähe und Verlässlichkeit und das Schlafengehen kann für Sie und Ihr Kind zu einer schönen und intensiven Zeit werden.
In den ersten drei Monaten schlafen Säuglinge in der Regel 16-20 Stunden täglich. Sie erwachen meist alle zwei bis drei Stunden, können jedoch bis zu fünf Stunden durchschlafen. Es ist aber auch nicht ungewöhnlich, wenn Babys sechs bis zehn Stunden durchschlafen. Mit 3 Monaten schlafen die Babys meist 13-15 Stunden pro Tag. Diese Zeit verteilt sich so, dass sie etwa fünf Stunden tagsüber und den Rest der Zeit nachts schlafen.
Babys können sich nicht „entscheiden“, jetzt zu schlafen, sondern werden vom Schlaf übermannt. Sind sie allerdings nicht wirklich müde, wenn man sie zum Schlafen in ihr Bettchen legt, sollte man sich nicht wundern, wenn sie nicht zur Ruhe kommen. Achten Sie daher immer auch auf Zeichen von Müdigkeit bei Ihrem Baby.
Im Alter von 6-12 Monaten schläft ein Kind in der Regel 12-14 Stunden. Wenn es in der Nacht aufwacht (und Sie sicher sind, dass es nicht krank ist) ist es in Ordnung, wenn Sie erst einmal fünf Minuten warten. Dann streicheln Sie Ihrem Kind den Rücken und decken Sie es zu, sprechen Sie leise und beruhigend zu ihm, so dass es Ihre Anwesenheit spürt. Hat es Durst, geben Sie ihm lediglich Wasser. Für Kinder in diesem Alter ist auch ein Kuscheltier oder ein Kuschelkissen sinnvoll. Sie geben ihm Geborgenheit, wenn es nachts aufwacht.
Ein- bis Dreijährige schlafen meist 10-12 Stunden. Um das Kind auf das Zubettgehen vorzubereiten, ist ein Gute-Nacht-Ritual hilfreich. Das Kind lernt so, dass der Tag zu Ende ist und nun geschlafen wird.
Machen Sie so früh wie möglich Ihr Baby tagsüber schon mit einem mehr oder weniger festen Rhythmus der Zeiten fürs Essen, Spielen und Schlafen vertraut. Routinen und Strukturen bei der Pflege, beim Stillen oder Füttern wie auch beim Schlafenlegen helfen dem Baby, sich zu orientieren, seinen Rhythmus zu finden und unterstützen auch schon tagsüber ein selbstständiges Einschlafen. Wenn sich Anregung und Ruhepausen angepasst nach seinen Bedürfnissen, regelmäßig im Tagesablauf wiederholen, lernt das Kind schnell, dass alles seine Zeit hat. Denn Kinder – so jung sie auch noch sein mögen – lernen durch die Strukturen, die Eltern ihnen anbieten. Ausnahmen im Tagesablauf darf es natürlich auch geben und bringt nicht gleich den gesamten „Rhythmus“ durcheinander.
In den Nachtschlaf einstimmen
Die letzten Stunden vor dem Schlafengehen haben Einfluss auf das Schlafverhalten des Kindes. Hilfreich ist es, wenn das Kind Gelegenheit bekommt zur Ruhe zu kommen und sich auf die Nacht einstimmen kann. Immer gleiche Abläufe und Rituale, gewohnte Schlafumgebung und Schlafplatz bieten dem Kind Orientierung und vermitteln ein Gefühl von Regelmäßigkeit und Erwartbarkeit. Nach und nach lernt es schon als Baby, was es zu erwarten hat, wenn es müde ist und kann sich immer besser darauf einstellen.
Wenn Ihr Baby zwar noch wach aber ruhig und entspannt ist, schenken Sie ihm einen Gute-Nacht-Kuss und gehen Sie aus dem Zimmer. Diese wiederkehrenden Abläufe geben ihm das Gefühl, dass alles seine Ordnung hat und es sich sicher und geborgen fühlen kann.
Wenn Ihr Baby nachts noch gefüttert, gestillt oder gewickelt werden muss, dann sorgen Sie für einen vollkommen reizarmen, „langweiligen“ Ablauf der Prozedur. Das bedeutet, wenig Interaktion mit dem Kind und nur soviel Licht machen wie sie benötigen. Zeigen Sie dem Kind das es nachts nichts verpasst und ruhig weiterschlafen darf.
Babys schlafen manchmal unruhig, sie geben Töne oder Laute von sich. Nehmen Sie Ihr Baby nicht gleich hoch, sondern streicheln Sie es oder flüstern Sie ihm leise etwas zu, damit es merkt, dass Sie in seiner Nähe sind.
Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen sind oft ein Ergebnis von ungünstigen Einschlafhilfen, an die sich Kinder nur allzu schnell gewöhnen können.
Damit sind nicht die allabendlichen Rituale gemeint, sondern Einschlafhilfen, welche von Eltern meist nicht länger als ein Jahr durchgehalten werden können, aber an die sich das Kind gewöhnt hat und nun lautstark einfordert. Dazu gehören so aufwändige Einschlafhilfen wie z.B.:
- Stundenlanges Herumtragen
- Stundenlanges Herumfahren im Kinderwagen oder Auto
- An der Brust einschlafen
Es ist möglich die Kinder wieder umzugewöhnen, aber das kostet viele Nerven und ist deshalb nicht zu empfehlen. Zudem ist es wichtig, dass Sie den Zeitpunkt, an dem Ihr Kind müde ist, nicht verpassen. Übermüdete, überreizten Kindern fällt es schwer in den Schlaf zu finden. Oft ist Übermüdung der Grund für langes und häufiges Schreien (Schreibabys), also wenn die Kinder tagsüber nicht genug Schlaf bekommen und dann nicht in den Schlaf finden, ein Teufelskreis.
Fazit:
Spielen nach Lust und Laune, Regelmäßigkeiten im Tagesablauf und die sichere Gewissheit von Nähe und Zuwendung der Eltern erleichtern das kindliche Einschlafen.
3.11 Die optimale Schlafumgebung
Gerade im ersten Lebensjahr sollten Babys in der Nähe der Eltern schlafen, allerdings im eigenen Bettchen. Im elterlichen Bett können sich Babys leicht überhitzen oder auch rausfallen. Ein Neugeborenes ist in einer Wiege oder einem Stubenwagen bestens aufgehoben. Weil der Schlafplatz nicht zu groß ist, fühlt es sich eingehüllt und geborgen.
Auch wenn man es seinem Baby gerne so kuschelig wie möglich machen möchte: Nestchen und Schaffelle haben im Babybett nichts zu suchen. Säuglinge mögen es lieber etwas kühler und laufen schnell Gefahr, sich zu überwärmen. Ziehen Sie Ihrem Kind deshalb grundsätzlich nicht zu viel oder zu dicke Kleidung an! Beim Schlafen genügt eine Windel, Unterwäsche und ein Schlafanzug (im Sommer sogar weniger). Wenn das Kind krank ist und Fieber hat, genügt im Bett eher weniger Kleidung (niemals mehr!).
Was die Ausstattung des Schlafplatzes betrifft gilt: Je weniger desto besser!
Sie können zu Überwärmung oder einem gefährlichen Atemrückstau führen (das Baby atmet seine ausgeatmete Luft ein). Bei Spieluhren, Mobiles oder anderen Dekorationen dürfen keine Schnüre oder Bänder in der Reichweite des Babys sein. Ein einziges, kleines Kuscheltier reicht aus.
Worauf unbedingt geachtet werden muss:
- Sichere Gitterabstände im Bettchen (4,5-6,5 cm).
- Eine passende Matratze sollte max. 10 cm hoch und feste sein, beim Liegen sollte das Kind nicht mehr als 2 Zentimeter einsinken.
- Ein Baby benötigt kein Kopfkissen.
- Auf keinen Fall im Haus eine zu dicke Mütze anziehen, Babys geben über den Kopf überschüssige Wärme ab.
- Legen Sie Ihr Baby im ersten Lebensjahr immer auf den Rücken! So kann es am besten atmen (selbstverständlich sollten Sie Ihr Kind tagsüber, wenn es wach ist, immer wieder auf den Bauch legen, um die Nacken- und Rückenmuskulatur zu kräftigen).
- Ihr Baby sollte auf gar keinen Fall in einem Raum schlafen, in dem geraucht wird.
- Die optimale Zimmertemperatur zum Schlafen liegt bei 16° bis 18° Celsius. Das Zimmer sollte regelmäßig gelüftet werden.
- Nicht zudecken, lieber einen Schlafsack anziehen. Der Schlafsack hat zwei Vorteile: das Kind kann sich nicht abstrampeln und es entsteht gar nicht erst die Gefahr, dass das Baby unter die Decke rutscht. Beim Schlafsack sollten Sie darauf achten, dass der Halsumfang nicht größer ist als der Kopf des Kindes, damit es nicht hineinrutschen kann.
3.12 Häufige Erkrankungen
Bei aller Fürsorge und Umsicht werden Sie nicht verhindern können, dass Ihr Kind hin und wieder Fieber, Schnupfen und Husten hat. Aber Sie können einiges dafür tun, dass es weniger anfällig für Krankheiten wird: Viel frische Luft, viel Bewegung im Freien (bei Wind und Wetter) und eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse helfen das Immunsystem zu stärken und die körpereigenen Abwehrkräfte zu mobilisieren. Auch ausreichend Schlaf stärkt die Abwehrkräfte.
Wenn Kinder krank sind, wünschen sie sich vor allem Geborgenheit, Trost und die Sicherheit, dass ihre Eltern für sie da sind. Neben einer guten medizinischen Versorgung braucht Ihr Kind deshalb besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung. Kuscheln, Geschichten vorlesen, Lieblingsmusik anmachen - all das kann Ihrem Kind helfen, schnell wieder gesund zu werden und die Krankheit leichter zu ertragen.
Doch nicht alle Kinder verhalten sich bei Krankheit ruhig. Es kann vorkommen, dass ein Kind auch mit Fieber durch die Wohnung tobt, als wäre es vollkommen gesund. Auch dann brauchen die kranken Kinder Ruhepausen und die richtige Pflege. Versuchen Sie dem Kind mit ruhigem Spielen/Vorlesen von Geschichten die notwendigen Ruhepausen zu verschaffen.
Als Schutz gegen die meisten der Kinderkrankheiten gilt eine vorbeugende Impfung (siehe auch 2.6).
Auf den folgenden Seiten haben wir für Sie die häufigsten Krankheiten und Beschwerden aufgelistet.
A
Allergien sind eine Abwehrreaktion des Körpers gegen bestimmte, normalerweise harmlose Umweltstoffe. Bei jeder Allergie muss Ihr Kind kinderärztlich betreut werden. Bei andauernder Appetitlosigkeit wirkt Ihr Baby blass und schlapp oder bekommt sogar Fieber. In dem Fall muss es umgehend zum Kinderarzt.
Achtung: Zu wenig Flüssigkeit ist für Babys lebensgefährlich!
Angina ist eine eitrige Mandelentzündung, die durch Bakterien verursacht wird. Unbedingt ärztlich behandeln lassen, da die Bakterien z. B. auch Herz, Nieren oder Gelenke schädigen können.
B
Bei leichtem Bauchweh hilft eine Wärmflasche, leichtes Massieren, ein Fencheltee und insbesondere Ihre Zuwendung. Ob es sich bei Bauchschmerzen um harmlose Ursachen (Blähungen/Verstopfung) oder etwas Ernsteres handelt, ist schwer zu beurteilen. Kleinkinder lokalisieren alle möglichen Erkrankungen im Bauchbereich, auch wenn diese gar nichts mit dem Bauch zu tun haben, z. B. auch Ohren- oder Halsschmerzen. Klagt Ihr Kind also über Bauchweh, wird der Kinderarzt trotzdem das ganze Kind untersuchen.
Auf keinen Fall Pfefferminztee geben. Pfefferminztee kann bei Babys und Kleinstkindern Atemnot auslösen.
Im Säuglingsalter sind hauptsächlich die sogenannten Dreimonatskoliken für dramatisches Bauchweh verantwortlich. Begleitet werden die Bauchschmerzen oft von anhaltenden Schreiattacken. Die Ursachen hierfür sind bisher unbekannt, daher ist keine gezielte Behandlung möglich. Es gibt jedoch einige Ratschläge, die Ihrem Baby etwas helfen können. Da jedes Baby anders ist, liegt es an Ihnen als Eltern herauszufinden, welche Tipps Ihrem Baby wirklich Linderung verschaffen. Auf jeden Fall sollten Sie daran denken, dass Dreimonatskoliken für das Baby ungefährlich und harmlos, aber für Sie sehr anstrengend sind.
Das Baby nicht zu schnell und hastig trinken lassen, dabei schluckt es Luft.
Darauf achten, dass das Baby sein Bäuerchen macht, auch wenn es mal was länger dauert.
Nicht rauchen, kein Alkohol.
Auf die Ernährung achten. Nahrungsmittel, die Sie lieber ganz meiden sollten, sind: Zwiebeln, Lauch, Kohlarten und stark gewürzte Speisen. Nahrungsmittel, die bei manchen Kindern Blähungen hervorrufen, sind: Orangensaft, Äpfel, Pflaumen, Hefe, Schokolade.
Manchmal hilft es das Baby herumzutragen, vor allem wenn Sie es mit dem Bauch auf Ihren Unterarm legen und es hin und her wiegen.
Leichtes Massieren.
Wer mit der Flasche füttert: Sauger mit kleinem Loch verwenden.
Achten Sie bei der Flaschenzubereitung darauf, dass kein Schaum entsteht. Füttern Sie die Schaumreste aus der Flasche nicht mit.
Wenn Sie das Schreien Ihres Kindes nicht mehr aushalten können, dann suchen Sie unbedingt rechtzeitig Hilfe und Entlastung bei Familie, Freunden oder Nachbarn.
Achtung: Bitte nicht schütteln!
Bauchweh-Kinder, die gestillt werden, zeigen häufig eine Überempfindlichkeit auf Kuhmilchproteine. Um abzuklären, ob dies eine Ursache für die Blähungen ist, sollten Sie zwei Wochen auf Kuhmilchprodukte verzichten. So lange dauert es, bis die Proteine aus der Kuhmilch den Körper verlassen haben und nicht mehr in die Muttermilch übergehen. Wenn es die Blähungen des Babys dadurch weniger werden, haben Sie zumindest eine mögliche Ursache ausfindig machen können.
Bei einer Bindehautentzündung sind die Augen nicht nur gerötet (was schon mal durch Zugluft oder reiben in den Augen entstehen kann), sondern die Augen sind geschwollen und es sammelt sich grünlich-gelbliches Sekret in den Augen. Bitte in dem Fall zum Kinderarzt gehen, es ist sehr ansteckend und muss behandelt werden.
Blähungen entstehen durch Gasbildungen im Magen-Darm-Trakt und sind in der Regel harmlos, hier hilft Fenchel- oder Kümmeltee. Auch sanftes wechselseitiges Beugen/Strecken der Beinchen oder kreisende Massage der Bauchdecke oder Fußsohlen bringen Linderung. Wird Ihr Kind gestillt, bedenken Sie Ihre Ernährung.
Bronchitis ist eine Entzündung der Luftröhrenäste. Sie ist durch lockeren Husten und erhöhte Körpertemperatur gekennzeichnet. Jede Bronchitis sollte von einem Kinderarzt behandelt werden.
D
Hat ein Kind mehr als dreimal pro Tag dünnen Stuhlgang, spricht man von Durchfall. Durch den Durchfall verliert der Körper viel Flüssigkeit und Mineralstoffe. Besonders für Kleinkinder kann das sehr gefährlich werden, da sie austrocknen können. Deshalb ist es wichtig, dem Kind trotz Durchfall viel Flüssigkeit zu geben. Das kann Wasser oder ungesüßter Tee sein, gestillte Kinder werden einfach weiter gestillt.
Hat Ihr Kind gleichzeitig Fieber und/oder Erbrechen, könnte es sich um eine Infektion handeln. Je jünger das Kind ist, desto gefährdeter ist es.
Gehen Sie frühzeitig zum Kinderarzt/zur Kinderärztin. Außerdem ist Hygiene besonders wichtig, um Ansteckungen zu vermeiden.
Wenn Ihr Kind nach der Mahlzeit etwas Nahrung mit aufstößt, ist das kein Erbrechen. Gibt es jedoch unerwartet eine große Menge Nahrung von sich, kann das viele Ursachen haben: Infektionen, Magen-Darm-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen. Auch hier ist es wichtig, dass Ihr Baby viel Flüssigkeit zu sich nimmt (Wasser/ ungesüßten Tee), da es austrocknen kann. Flüssigkeitsverlust durch Erbrechen kann lebensbedrohlich werden. Ein besonderes Alarmsignal ist auch rapider Gewichtsverlust, denn normalerweise nimmt ein Säugling langsam und stetig zu.
E
Erkältungen oder grippale Infekte stehen sicher an erster Stelle unter den Krankheiten im Kindesalter. Während Säuglinge nur selten erkältet sind, bringen ältere Kinder immer häufiger einen Husten oder Schnupfen mit nach Hause. Der Höhepunkt der Erkältungskrankheiten liegt im Kindergartenalter.
Erste Symptome eines solchen grippalen Infekts sind in der Regel Halsschmerzen und Schnupfen; später kommt manchmal noch Husten hinzu. Aber jedes Kind reagiert anders und so ist auch der Verlauf eines grippalen Infekts individuell. Nicht selten zieht ein ursprünglich harmloser grippaler Infekt zusätzlich eine bakterielle Infektion nach sich. Dann kann sich aus einem Schnupfen beispielsweise eine Stirnhöhlenvereiterung oder eine Mittelohrentzündung entwickeln.
F
Fieber ist ein Zeichen dafür, dass die Abwehrmechanismen des Körpers „funktionieren“ und auf Krankheitserreger (Husten/Schnupfen) reagieren. Fieber ist also eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers, der Sie nur in Ausnahmefällen mit fiebersenkenden Mitteln entgegenwirken sollten. Zäpfchen oder Tropfen sollten nur nach Anweisung des Kinderarztes/der Kinderärztin gegeben werden, auch die guten alten Wadenwickel sind oft sehr hilfreich.
Geben Sie Ihrem Kind bei Fieber viel Flüssigkeit und stellen Ihren Säugling in der kinderärztlichen Praxis vor, spätestens, wenn die Körpertemperatur nach 24 Stunden nicht normalisiert ist. Bei schlechtem Allgemeinzustand, unerklärlichem Schreien oder wenn Ihr Kind noch sehr jung ist, zögern Sie nicht, auch früher zum Arzt/zur Ärztin zu gehen oder zumindest bei Ihrem Kinderarzt/Ihrer Kinderärztin anrufen.
H
Halsschmerzen treten fast bei jedem grippalen Infekt auf. Der Rachen ist leicht gerötet, es kitzelt, kratzt und brennt im Hals, das Schlucken schmerzt und manchmal sind auch die Lymphknoten am Hals etwas geschwollen. Sie sollten einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen:
- Bei anhaltend, starken Halsschmerzen mit starker Rötung der Schleimhäute in Mund und Rachen und schmerzhaft angeschwollenen Lymphknoten.
- Wenn zu den Halsschmerzen plötzlich hohes Fieber auftritt oder Sie gelbe Eiterpünktchen auf den Mandeln (siehe Angina) sehen können.
- Wenn sich am Körper zusätzlich Hautausschlag zeigt (Verdacht auf Scharlach).
Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit wird durch Viren ausgelöst und geht mit einem Ausschlag im Mund sowie an den Handflächen und Fußsohlen einher. Gesäß, Genitalbereich, Knie oder Ellenbogen können auch betroffen sein. Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist sehr ansteckend und wird häufig über die Hände durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen.
Die ersten Krankheitszeichen sind üblicherweise Fieber, verminderter Appetit und Halsschmerzen. Ein bis zwei Tage nach Einsetzen des Fiebers zeigen sich kleine rote Flecken an der Mundschleimhaut, vor allem an Zunge und Zahnfleisch. Im Verlauf der Erkrankung entwickeln sich daraus schmerzhafte Bläschen. Nochmals ein bis zwei Tage später treten weitere rote Flecken vor allem an Handflächen und Fußsohlen auf. Auch Gesäß, Genitalbereich, Knie und Ellenbogen können betroffen sein. Ein Juckreiz geht mit dem Hautausschlag in der Regel nicht einher, ist aber möglich.
Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit verläuft normalerweise mild. Fast alle Betroffenen werden – auch ohne ärztliche Behandlung – innerhalb von fünf bis sieben Tagen wieder gesund. Bei der Erkrankung ist es besonders wichtig auf eine gute Händehygiene zu achten und möglichst Abstand zu anderen halten, also keine Gemeinschaftseinrichtung besuchen, bis die Krankheit abgeklungen ist.
K
Das Kruppsyndrom (Pseudokrupp) beginnt in der Regel in den Abend- oder frühen Nachtstunden und meist ganz plötzlich. Die Infektion lässt die Schleimhäute im Kehlkopf anschwellen und verengt ihn. Damit beginnt eine allmählich zunehmende Atemnot. Die Folge ist ein bellender, harter Husten. Der Atem geht keuchend und bei jedem Einatmen hören Sie ein zischendes Geräusch.
Betroffen sind Säuglinge/Kleinkinder bis zum 6. Lebensjahr. Sie haben noch enge Atemwege in Verbindung mit einer ausgeprägten Schwellungsbereitschaft der Schleimhäute. Auslöser sind in der Regel Viren, seltener Bakterien. Jungen erkranken häufiger als Mädchen.
Versuchen Sie Ihr Kind zu beruhigen. Gehen Sie mit ihm an das Fenster und lassen Sie es eventuell Flüssigkeit in kleinen Schlucken trinken. Suchen Sie umgehend die kinderärztliche Praxis auf, hier kann Ihr Kind mit abschwellend wirkenden Lösungen inhalieren, damit die Atmung leichter wird. Nicht immer lässt sich ein Kruppsyndrom ambulant beherrschen, manchmal muss zur Sicherheit Ihres Kindes eine stationäre Behandlung erfolgen, denn es könnte an der Schleimhautschwellung der Atemwege ersticken.
Ist ein „Krupp“ einmal aufgetreten, kann er sich wiederholen. Ihr Kinderarzt/Ihre Kinderärztin wird Ihnen für solch einen Fall entsprechende Medikamente verordnen.
Achtung: Bei drohender Erstickungsgefahr sofort den Notarzt/die Notärztin oder den Rettungsdienst rufen!
L
Eine Lungenentzündung ist eine Entzündung der Lungenbläschen oder des Lungenbindegewebes. Es kann durch Viren, Bakterien, Pilze oder durch allergische Reaktionen verursacht werden. Nicht immer geht der Lungenentzündung ein grippaler Infekt oder Husten voraus. Eine Lungenentzündung kann auch als Komplikation einer Infektionskrankheit, z. B. Masern oder Keuchhusten auftreten. Geht es Ihrem Kind nach einem grippalen Infekt schlechter und seine Atmung wird sehr rasch anstrengend, sollten Sie an eine Lungenentzündung denken. Manchmal bewegt das erkrankte Kind beim Atmen die Nasenflügel auf und ab. Der Husten ist eher trocken, es kommt zu sehr hohem Fieber. Um den Mund herum kann eine Blaufärbung auftreten.
Achtung: Bei jedem Verdacht oder Hinweis auf eine Lungenentzündung sollten Sie Ihren Kinderarzt aufsuchen!
M
Masern ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit. Neben den typischen roten Hautflecken ruft die Erkrankung Fieber und einen erheblich geschwächten Allgemeinzustand hervor. Die Diagnose erfolgt durch das klinische Bild und einen Antikörpernachweis im Blut. Eine spezifische Therapie existiert nicht, der Erkrankung und somit auch den Komplikationen kann jedoch durch Impfung (siehe 2.6) vorgebeugt werden. In den meisten Ländern ist die Erkrankung meldepflichtig.
Mumps (auch Ziegenpeter oder Tölpel genannt) ist eine ansteckende Virusinfektion, welche die Speicheldrüsen und andere Organe befällt. Sie hinterlässt in der Regel eine lebenslange Immunität und gehört daher zu den klassischen Kinderkrankheiten. Häufige Komplikationen sind Hirnhautentzündung und bei Jungen eine Hodenentzündung. Eine spezifische Therapie existiert nicht, der Erkrankung und somit auch den Komplikationen kann jedoch durch Impfung (siehe 2.6) vorgebeugt werden.
Mundfäule ist eine Erkrankung der Mundschleimhäute, die durch das Herpes-Virus Herpes simplex ausgelöst wird. Mundfäule beginnt mit zahlreichen Bläschen, die Mundwinkel und Rachenschleimhaut überziehen. Es kann zu hohem Fieber kommen. Die sehr infektiösen Bläschen platzen und bilden schmerzhafte Geschwüre, so dass das Kind oft nicht essen will. Dazu kommt ein starker, säuerlicher Mundgeruch. Nach etwa einer Woche heilt die Mundschleimhaut wieder ab und das Kind ist nun nicht mehr ansteckend. Die Beschwerden können nur durch Mundspülungen mit milden Tinkturen oder Kamille etwas gelindert werden. Das Wichtigste ist, Ihrem Kind ausreichend Flüssigkeit zu geben.
Achten Sie verstärkt auf Hygiene! Mundfäule ist sehr ansteckend!
R
Die Röteln sind eine hochansteckende Infektionskrankheit, die durch das Rötelnvirus ausgelöst wird und eine lebenslange Immunität hinterlässt. Neben den typischen roten Hautflecken können auch Fieber und Lymphknotenschwellungen auftreten. Gefürchtet ist eine Rötelninfektion während der Schwangerschaft, weil sie zu schweren Komplikationen (Fehlbildungen des Kindes/Fehlgeburten) führen kann. Die Behandlung besteht in rein symptomatischen Maßnahmen (Linderung der Symptome). Es kann durch Impfung (siehe 2.6) vorgebeugt werden.
S
Scharlach ist eine im Kindergarten- und Vorschulalter häufig vorkommende Infektionskrankheit, die durch Bakterien (sog. Streptokokken) verursacht wird. Scharlach wird durch Tröpfcheninfektion (vor allem über Husten und Niesen) übertragen. Eine Ansteckung ist auch über die Hände oder Gegenstände möglich, wenn die Bakterien von hier aus in dem Mund gelangen. Achten Sie verstärkt auf Hygiene! Ca. zwei bis sieben Tagen nach der Ansteckung kommt es zu Hals-, Kopf-, Gliederschmerzen und hohem Fieber. Auch Übelkeit und Erbrechen sind möglich. Auf der Zunge bildet sich ein weißer Belag, der mit kleinen roten Stippen durchsetzt ist. Nach einigen Tagen wird die Zunge dunkelrot. Ungefähr am dritten Tag zeigt sich der typische Scharlach-Ausschlag, der in der Leistengegend beginnt und sich schnell über den ganzen Körper ausbreitet. Der Ausschlag besteht aus kleinen roten Flecken, die großflächig zusammenlaufen.
Eine rechtzeitige Behandlung ist besonders wichtig, da Scharlach nicht selten schwere Folgeerkrankungen nach sich zieht. Jedes fünfte Kind bekommt zusätzlich eine Mittelohrentzündung.
W
Die Windpocken sind eine durch Tröpfcheninfektion übertragene Erkrankung. Eine andere Bezeichnung für Windpocken ist z.B. Wasserpocken. Der Name Windpocken kommt von der hohen Ansteckungsfähigkeit dieser Viren, die auch über einige Meter in der Luft übertragen werden. Die Windpocken betreffen überwiegend Kinder im Vorschulalter und führen bei der Mehrzahl anschließend zu einer lebenslangen Immunität. Symptome sind im wesentlichen Fieber und ein charakteristischer, juckender Hautausschlag mit wasserklaren Bläschen. Da es sich um eine Virusinfektion handelt, ist die Behandlung in der Regel symptomatisch.
Wichtig: Unsere Tipps ersetzen aber keinesfalls die ärztliche Beratung und Behandlung!